{{gem/mgr}}{{ gem/pageinfo}} ====== 🖼️ Präsentationsgestaltung ====== ; 🎯 Worum geht es ...?\\ \\ : 😵🥱😴 Du kennst das, textlastige Folien sind einfach nur mühsam und langweilig, besonders dann, wenn sie auch noch vorgelesen werden.\\ \\ : 😎 Hier lernst du deine Vortragsfolien so zu gestalten, dass diese nur allein schon aufgrund ihrer Gestaltung dein Publikum mitreissen und anregen werden! ~~INTOC~~ \\ ===== Wie nehmen wir Präsentationen wahr? ===== ⏰🤯 Der menschliche Geist braucht Zeit, um wichtige Informationen zu erkennen, einzuordnen und sich zu merken. 👁️+👂 Bei der Informationsvermittlung ist es von Vorteil Text, Bild, Audio (z.B. die Stimme der vortragenden Person) und Video so zu kombinieren, dass **Auge und Ohr gleichzeitig angesprochen** werden. Die Informationen für Auge und Ohr sollten sich dabei ergänzen, aber **weder identisch noch widersprüchlich** sein. Hinzu kommt, dass wir **Bilder schneller und besser aufnehmen**, speichern und verarbeiten als sprachliche oder textliche Inhalte.((Atkinson, Cliff und Mayer, Richard E., Five ways to reduce PowerPoint overload [Online], 2004, URL: http://www.bhertz.nl/wp-content/uploads/2011/07/atkinson_mayer_powerpoint_4_23_04.pdf [abgerufen am 17.03.2022])),((Mayer, Richard E. und Moreno, Roxana, A Cognitive Theory of Multimedia Learning: Implications for Design Principles [Online], Januar 2005, URL: https://www.researchgate.net/publication/248528255_A_Cognitive_Theory_of_Multimedia_Learning_Implications_for_Design_Principles [abgerufen am 17.03.2022])),((Meyer, Jörn-Axel, Visualisierung im Management [Buch], Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 1996)) 💡 Wir nehmen besser wahr und verstehen einfacher, * wenn die Folien das, was wir sagen, vor allem mit Bildern unterstützen und weitgehend auf Text verzichtet wird (Auge und Ohr gleichzeitig ansprechen). * wenn Texte auf Folien nicht vorgelesen werden (das wären identische Informationen für Auge und Ohr). * wenn irrelevante Texte, Bilder, Töne, Folienübergänge, Zoom- oder Schwenkbewegungen weggelassen werden (diese lenken von der vortragenden Person und den wichtigen Inhalten ab). * wenn für das Betrachten der Folien genügend Zeit gegeben wird (kompliziertere Abbildungen / Tabellen brauchen Zeit wahrgenommen zu werden, diese sollten daher auch genügend erklärt werden) * wenn die Folien lesbar / erkennbar sind (genügend grosse Schriften, guter Kontrast zum Hintergrund etc.) \\ ===== So gestalten wir Präsentationen! ===== === 👉 Redekunst === Es geht bei Präsentationen darum, das Publikum anzusprechen und je nach Absicht das Publikum zu informieren, zu überzeugen, zu unterhalten etc. Dabei sollte die vortragende Person im Mittelpunkt stehen. Selbsterklärende Folien (d.h. Folien, die auch ohne vortragende Person vollständig verstanden werden) machen die vortragende Person überflüssig. Solche Folien sind zu vermeiden. Eine Ausnahme bilden Folien, welche Audio und Video beinhalten. Diese sind meist selbsterklärend, können jedoch einen Vortrag bereichern (z.B. Emotionen und Echtheit vermitteln). Es versteht sich von selbst, dass die vortragende Person dabei bewusst in den Hintergrund tritt und nicht störend simultan dazu spricht. Bilder können Inhalte verständlich machen und emotional verstärken. Dafür muss ein Bild jedoch genau zum gesprochenen Text passen. Lässt sich kein gutes Bild finden, so ist es besser auf ein Bild zu verzichten (es darf durchaus auch mal etwas zu einer "schwarzen Folie" gesprochen werden). Über die inhaltliche Gestaltung (z.B. früh sagen, worum es geht und inhaltlich für einen roten Faden sorgen) und darüber wie aufgetreten werden soll (z.B. aufrechte Körperhaltung, klare, laute Stimme) wirst du in den anderen Fächern unterrichtet werden. * Selbsterklärende Folien brauchen keine vortragende Person! * Eine vortragende Person wirkt auch ohne Folie! * //Tritt fest auf, mach's Maul auf und hör bald auf!// (Zitat Martin Luther, ca. 1532) \\ === 👉 Gestaltungkriterien nach Atkinson und Mayer === [{{ digibag:atkinsonmayer.jpg?&400|Folie gemäss den Gestaltungsrichtlinien von Aktkinson und Mayer}}]Atkinson und Mayer((Atkinson, Cliff und Mayer, Richard E., Five ways to reduce PowerPoint overload [Online], 2004, URL: https://www.indezine.com/stuff/atkinsonmaye.pdf [abgerufen am 11.03.2024])) haben fünf Richtlinien für die Gestaltung von Folien für Vorträge formuliert. - Jede Folie trägt eine klare "Headline". D.h. kein "üblicher" Folientitel aus Stichworten, sondern ein kurzer, vollständiger Satz, welcher die Idee der Folie auf den Punkt bringt (maximal zwei Linien). Dies hilft den Zuhörenden, die Information geistig zu erfassen und einzuordnen. - Um Punkt 1 umsetzen zu können, muss die Vortragsstory in einzelne Aussagen zerlegt werden. Jede Aussage wird als Headline auf einer Folie formuliert. - Reine Textinhalte gehören, mit Ausnahme der Headline, nicht auf eine Folie und werden rein mündlich wiedergegeben. - Text sollte, abgesehen von den Headlines, nur in Kombination mit Grafik vorkommen, z.B. in grafischen Diagrammen, visuellen Abläufen etc. Menschen können Wörter in Kombination mit Grafik leichter erfassen, als reinen Text. - Alles, was die Hauptidee (die Headline) einer Folie nicht unterstützt, sollte entfernt werden. Das verhindert, dass zu viel Information übermittelt wird und erleichtert das Auswählen wichtiger Informationen. \\ === 👉 Gestaltung nach Cremer === [{{ digibag:cremer.jpg?&500|Links: Folie gemäss Atkinson und Mayer, rechts: Folie gemäss Cremer}}] Die Folie in der Abbildung links genügt allen fünf Gestaltungskriteren von Atkinson und Mayer. Eine aus unserer Sicht ebenso gut gestaltete Alternative, stellt die Folie von Cremer((Cremer, Samuel, PowerPoint kann auch anders [Artikel], c't Magazin für Computer und Technik, Hamburg: Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co. KG, 2013, 18, URL: https://www.heise.de/ct/ausgabe/2013-18-Tipps-und-Tricks-fuer-ueberzeugende-Vortraege-2316547.html [Abrufdatum: 17.03.2022].)) rechts dar. Die Folie links nach Atkinson und Mayer, orientiert den Verstand. Die Folie rechts von Cremer, macht genau das Gegenteil. Sie versucht ein gewisses "Häh?" auszulösen, um damit die Neugier des Publikums zu erwecken oder einen Dialog zu provozieren. Je nach Absicht kann somit die linke oder auch die rechte Folie die bessere Wirkung erzielen. ⚠️ Aber Achtung, selbsterklärende Folien machen die vortragende Person überflüssig. Sollte in einem Vortrag nicht mehr zu Ketchup gesagt werden, als das, was auf der Folie links steht, dann wäre die Folie rechts klar zu vorzuziehen. \\ === 👉 Bullet-Point-Listen === * Dies ist eine Bullet-Point-Liste * Jede Zeile beginnt mit einem Bullet-Point * Bullet-Point-Listen werden häufig auf Folien verwendet, zu Recht? [{{ digibag:zeitstrahl.png?&320}}] Bullet-Point-Listen bringen zusätzlichen Text auf Folien und haben oft den Nachteil, dass ihnen nicht angesehen wird, ob es sich um einen zeitlichen Ablauf, einen Prozess, eine positiv / negativ Liste etc. handelt. Wir empfehlen Bullet-Point-Listen durch Bilder zu ersetzen oder die Bullet-Point-Liste grafisch so zu gestalten, dass auf den ersten Blick klar wird, was sie darstellt. Z.B. als Zeitstahl (wie im Bild) oder als Prozessablauf (wie die beiden Pfeile in der Folie zu den Gestaltungskriterien von Atkinson und Mayer). \\ === 👉 Reine Bildfolien === [{{ digibag:goldin.jpg?&189|Folie gemäss Godin}}] In seinem Blog "Really Bad Powerpoint" erzählt Godin((Godin, Seth, Really Bad Powerpoint [Online], 2007, URL: http://sethgodin.typepad.com/seths_blog/2007/01/really_bad_powe.html [Abrufdatum: 17.03.2022].)) von seinem Vortrag über die starke Luftverschmutzung in Houston, Texas. Er hätte dazu als Folie eine Bullet-Point-Liste mit Stichworten und Zahlen zeigen können. Um das Publikum besser packen und zu einem Umdenken bewegen zu können, entschied er sich, die nebenstehende Bildfolie mit dem toten Vogel zu zeigen und dazu die Zahlen rein mündlich wiederzugeben. Manche Bilder sind nur schwer zu interpretieren oder zu verstehen. Ein kurzer, zusätzlicher Text nahe bei einem Bild kann helfen, die Bildwahrnehmung zu unterstützen und zu lenken. Ein Beispiel dafür ist in den beiden nachfolgenden Abbildungen dargestellt((Graffiti in East Harlem, New York von der Graffiti-Künstlerin scratch_nyc)). Je nachdem, welches Wort unter dem Bild steht, wird das Bild unterschiedlich wahrgenommen. Richtig eingesetzte, reine Bildfolien (allenfalls mit Text zur Unterstützung der Bildwahrnehmung) gehören für uns ebenfalls zu den gut gestalteten Folien (wie auch richtig eingesetzte Folien gemäss Atkinson und Mayer oder Cremer). | {{ digibag:quik-graffiti-nyc.jpg?&177 }} | {{ digibag:quik-graffiti-nyc.jpg?&177 }} | | Vandalismus | Jugendkultur | \\ === 👉 Quellenangaben === 💡 Für schulische Präsentationen gibt es praktisch keine Einschränkungen, welche Bilder / Medien verwendet werden dürfen. Hinweise für schulische Präsentationen: * Werden die Folien nur gezeigt, den anderen jedoch nicht abgegeben, müssen keine Bildquellen angegeben werden. * Werden die Folien abgegeben, so braucht es für alle verwendeten, urheberrechtlich geschützten Bilder und Medien Quellenangaben. Auf einer Folie können lange Quellenangaben jedoch vom Inhalt ablenken. Auch das Zeigen einer letzte Folie, auf der alle Quellenangaben zu sehen sind, ist für das Publikum meist nichtssagend und uninteressant, zudem können die Quellen kaum in einer vernünftigen Zeit gelesen oder gar gedanklich den vorangehenden Bildern zugeordnet werden. Eleganter ist es, die Quellen nicht im Vortrag zu zeigen, sondern die Quellenangaben entweder in die Kommentarfelder zu den Folien einzufügen oder diese mit Angabe der Foliennummern in einem separaten Dokument zusätzlich mit abzugeben. \\ ===== Präsentationen beurteilen ===== == ✍ Auftrag == Angenommen du müsstest mit jemanden aus der Klasse einen Vortrag über Haustiere und ihre Häufigkeit in der Schweiz halten (Fische, Katzen, Hunde, Kaninchen/Hasen sind aktuell die häufigsten Haustierarten in der Schweiz). Ihr beschliesst, die Häufigkeiten rein mündlich wiederzugeben und euch auf eine Folie zu beschränken. In einem kreativen Rausch entwerft ihr die folgenden sechs Folienvarianten dafür. Arbeitet nach Möglichkeit zu Zweit (wenn dieser Auftrag als Heimauftrag bearbeitet wird, kannst du auch deine Familie dazu interviewen). - Welche der folgenden Folien spricht euch am meisten an? - Inwieweit stimmen die Folien überein mit den Gestaltungsempfehlungen von Atkinson und Mayer, mit denen von Cremer oder den Hinweisen zu reinen Bildfolien? - Welche Folie würdet ihr schlussendlich für euren Vortrag auswählen? Haltet eure Überlegungen im Textfeld fest. {{gem/plain?0=N4XyA#fa397547f573c6d8}} - Vergleicht eure Überlegungen mit dem untenstehenden "Kommentar zu den Folien". | A | B | | {{digibag:beispiel1.jpg}} | {{digibag:beispiel2.jpg}} | | C | D | | {{digibag:beispiel3.jpg}} | {{digibag:beispiel4.jpg}} | | E | F | | {{digibag:beispiel5.jpg}} | {{digibag:beispiel6.jpg}} | ++++Kommentar zu den Folien (zum Öffnen hier klicken)| * **Vergleich der Folien A, C und D**: Diese drei Folien besitzen eine Headline als Titel. Die reine Textfolie A entspricht jedoch nicht den Gestaltungskriterien von Atkinson und Mayer (Kriterium 3 wird verletzt). Die Folien C und D entsprechen allen fünf Gestaltungskriterien von Atkinson und Mayer. Auf Folie C trifft das Kriterium 4 zu, Text wird in Kombination mit Grafik gezeigt.\\ \\ * **Vergleich der Folien B, E und F**: Jede dieser Folien verletzt das Kriterium 1 von Atkinson und Mayer, da keine eine Headline als Titel verwendet. Folie F ist eine reine Bildfolie, welche sich unserer Meinung nach trotzdem gut für Präsentationen eignet.\\ \\ * **Vergleich der Folien A und B mit dem Rest**: Die bildlastige Folien werden schneller von unserem Verstand wahrgenommen und verarbeitet als die textlastigen Folien A und B. Daher sind die Folien C bis F den Folien A und B vorzuziehen.\\ \\ * **Bemerkung zur Folie F**: Die Folie F würde auch mit beschrifteten Bildern (wie in den Folien C und E) funktionieren. Bei diesen eindeutigen Bildern sollte dem Publikum jedoch auch ohne Beschriftung klar sein, worum es geht. Eine Beschriftung (wie in den Folien C und E) bringt hier vermutlich keinen Mehrwert.\\ \\ * **Favoriten des Autors**: Für einen klassischen Vortrag, bei dem ein Publikum live zuhört, würde ich Folie D wählen, da die Headline das Verständnis unterstützt. Für einen Slidecast (eine Aufzeichnung der Folie mit meiner Stimme als Film) würde ich Folie F wählen, da ich als Person nicht im Slidecast zu sehen bin und Folie F am wenigsten von meiner Stimme ablenkt. Auf keinen Fall würde ich die Folien A oder B verwenden. Sie sind nicht nur textlastig und können weniger gut verarbeitet werden, für mich sind diese beiden Folien einfach nur langweilig 🥱 ++++ \\ == Eigene Notizen == {{gem/quill#c60a6ed773211665}}